Seite wählen

Ich wollte eigentlich schon vor 2 Jahren einen Beitrag über Vögel im Garten schreiben. Nicht aus Lust, sondern aus reinem Frust. Ich war mit der Deutschen Bahn nach Berlin gereist und hatte mich schon gefreut, dass das alleinige Thema des Bordmagazins Artenvielfalt hiess. Das versprach viel Lesestoff über ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. So las ich auch einen Artikel darüber, wie man Vögel im Garten fördert.

Der Autor, der bisher kein grösseres Interesse für Vögel hegte, hatte einen leuchtend-grünen Paradiesvogel in seinem Garten entdeckt: einen Grünspecht! Wer diesen Vogel zum ersten Mal bewusst wahrnimmt kann schon etwas erstaunt sein über so viel farbige Schönheit in unseren Breitengraden. Durch diese Vogelbegegnung hatte sich der Verfasser des Artikels wohl mit dem Birding-Virus (Birding = Vogelbeobachtung) infiziert und stellte sich die berechtigte Frage, wie man wohl diesem grün-roten Gast in seinem Garten helfen könnte. Er telefonierte mit einem Mitarbeiter eines lokalen Vogelschutzvereins.

Ich war begeistert, denn so geht für mich Naturschutz: ein Objekt finden, das einem wichtig ist und sich dann zuerst Informationen über dessen Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse bei einer Fachperson oder aus einem guten Fachbuch holen. Als es aber dann zu der Umsetzung unseres Schreiberlings kam, um seinen Garten in ein Paradies für Vögel zu verwandeln, war ich gelinde gesagt irritiert:

Der Grünspecht-Liebhaber pflanzte eine Johannisbeere.

Sie haben richtig gelesen. Nicht mehr und nicht weniger: eine Johannisbeere! Ich war erst einmal sprachlos. War das der Vorschlag des lokalen Vogelschutzvereins gewesen? Einen Beerenstrauch für einen Ameisen fressenden Vogel zu setzen? Da bleibt ja dem armen Specht sein quakendes Lachen im Halse stecken.

Dann wurde ich wütend. Wütend und enttäuscht, weil ich das in so vielen Gärten beobachten kann. Es mangelt uns nicht an Herz für die Tiere. Es mangelt auch nicht an Informationen im Internet und guten Büchern. Wir scheinen einfach nur keinerlei Begabung zu haben, uns auch nur für eine Sekunde in die Lage eines anderen Tieres zu versetzen, um seine Nöte und Bedürfnisse zu verstehen!

Ich möchte vorausschicken, dass ich kein Ornithologe bin. Ich bin begeisterter Amateur. Trotzdem fallen mir auf Anhieb ein paar mehr Ideen ein, wie man Vögeln im Garten helfen kann, als eine Beerenstaude zu pflanzen. Ich habe sogar ehrlich gesagt noch nie Vögel an unseren roten Johannisbeeren fressen sehen.

Deswegen möchte ich hier (zur Verarbeitung meines Lesefrustes von vor zwei Jahren) meine wichtigsten Tipps für Gartenvögel veröffentlichen.

Für Vögel pflanzen!

Pflanzen Sie Karden, Nacht- und Königskerzen und lassen Sie deren Samenstände über den Winter stehen. Es steigt dadurch zwar die Gefahr, in ihrem Haus an einem Herzinfarkt zu sterben oder im Treppenhaus schwer zu stürzen; weil Sie atemlos nach Ihrer Kamera hechten und mit zittrigen Fingern nach ihrem Teleobjektiv suchen, um ja noch ein paar schöne Bilder vom Schwarm Distelfinken in ihrem Garten zu machen.

Diese schönen Finken und andere Samen fressende Vögel freuen sich jedenfalls über Samen tragende Pflanzen, auch von überständigen Gräsern.

Ein Plätzchen zum Nisten und Verweilen

In „Der Klassiker“ habe ich über die Nistkästen in unserem Garten geschrieben. In einem unserer Kästen am Waldrand wohnt ein Kleiberpaar, im Apfelbaum bezieht ein Paar Blaumeisen schon im zweiten Jahr ihre Wohnung.

Generell kann ich sagen, dass Nistkästen kein altmodischer Schnickschnack sind, sondern in unseren ausgeräumten Gärten und Kulturlandschaften ein absolutes Muss. Es gibt einfach zu wenig alte Bäume mit natürlichen Höhlungen.

Auch bei der Sanierung unserer Häuser bleiben immer häufiger die Nistmöglichkeiten für unsere gefiederten Freunde auf der Strecke! Hier kann man schon vor der Sanierung gegensteuern und Kästen für unsere „Mitbewohner“ in das Umbaukonzept integrieren oder nachträglich anbringen.

Einige Brutvögel, wie der oben genannte Distelfink brauchen dorniges Gebüsch zum Nisten. Es bieten sich wilde Rosensträucher oder Weiss- oder Schwarzdorn an. In diesen dichten dornenbewährten Verstecken können Sie sicher vor Katzen und anderen Raubtieren brüten und verweilen.

Vitaminreiche Snacks

Sie wollen doch ein guter Gastgeber sein und Ihre gefiederten Gäste nicht leer ausgehen lassen. Hecken aus Wildrosen, Weiss- und Schwarzdorn, Pfaffenhütchen, Schwarzem Holunder und vielen anderen einheimischen Wildsträuchern bieten ihren gefiederten Freunden allerlei leckere Beerenfrüchte für die harte Zeit im Winter. Auch der von vielen Menschen negativ betrachtete Efeu bietet Vögeln nicht nur Unterschlupf, sondern auch Früchte.

Einen frischen Trunk aus einem ruhigen Gartenteich oder einer sauberen Tränke für den Sommer scheint mir auch kein Luxus zu sein.

Strukturvielfalt

Von Beeren allein wird jedoch keiner satt. Ein Naturgarten hat auch ein grösseres Angebot an proteinreichen Insekten. Sie finden sich zwischen den Ritzen einer Trockensteinmauer, schweben über den Blüten Ihrer Wildblumenwiese oder verstecken sich im Laub und den Ästen Ihres Asthaufens. Hier findet der Zaunkönig auch seinen Rückzugsraum und einen Ort zum Nisten.

Sie merken an, dass die Insekten potentiell gefährdet sind? Ein Dilemma, das man wohl kaum löst, indem man die Gartenvögel sterben lässt, sondern wohl eher indem man noch mehr für Insekten tut.

Ganzjährig Füttern

Wir haben schon einiges über die Vorteile von ganzjähriger Fütterung geschrieben unter: Warum ganzjährig Vögel füttern.

Nur noch ein kurzes Gedankenspiel: stellen Sie sich vor Sie wären ein Feldsperling und müssten etwa 30 g Körner am Tag fressen. Würden Sie in Ihrer nahen Umgebung diese Menge an Grassamen von überständigen Gräsern finden? Ich nicht!

 Erst räumen wir als Menschen die Landschaften aus und dann verlangen wir von den Wildtieren, mit den Konsequenzen allein klar zu kommen. Deswegen trägt für mich der Satz „Gartenvögel versorgen sich selbst“ sadistische Züge.

Gefahrenquellen ausräumen

Sie haben alle Schritte umgesetzt? Ihre ganzjährige Fütterung zieht Scharen von Vögeln an und auch den einen oder anderen seltenen Gast (wo ist die Kamera und warum kann ich gerade jetzt keinen Speicherchip finden?!).

Alle Nistkästen sind seit dem Frühjahr belegt und auch die wilde Rosenhecke macht sich gut in Ihrem Garten?

Dann ist es nun besonders wichtig bei dem erhöhten Flugaufkommen in Ihrem Garten alle Gefahrenquellen für Gartenvögel zu beseitigen. Denn Sie wollen sicher keine Gartenvögel aufpäppeln, um Sie dann als Opfer Ihrer Katze oder Ihrer Balkonverglasung zu finden. Mehr dazu finden Sie unter Vögel vor dem Glastod schützen.