Seite wählen

Ich habe bereits 4 meiner Lieblingswildblumen in einem Beitrag vorgestellt (Meine 4 Lieblings-Wildblumen für den Garten). Nun möchte ich Ihnen 4 weitere Lieblings-Wildpflanzen vorstellen – als Alternative zu bekannten Gartenblumen aus Übersee (Neophyten) die ich hier vorgestellt habe: Gartenpflanzen aus Übersee.

Bisam-Malve Malva moschata

Eine versammelte Mannschaft von Feuerwanzen Pyrrhocoris apterus schaut Sie in Ihrem Garten traurig an und leckt sich hungrig die Rüsselchen? Und Sie haben keine Malven im Garten?

Seien Sie kein Unmensch und pflanzen Sie Malven, denn diese kleinen putzigen Tierchen lieben diese schönen Blumen über alles. Und auch bei Feuerwanzen geht Liebe durch den Magen. Sobald die schönen mauvefarbenen Blüten der Malven verblüht sind, machen sich die Wanzen an den unreifen Samenkapseln zu schaffen. Sie stechen mit Ihren Saugrüsseln in die Samen und schlürfen diese aus.

Aber die Feuerwanzen sind nicht die einzigen Tiere, die von Malven in Ihrem Garten oder Balkon profitieren. Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und Fliegen besuchen gerne die Blüten dieses Dauerblühers, der von Juni bis Oktober in grosser Fülle blüht.

Bisam-Malven sind besonders schön durch ihre fein gefiederten Blätter, aber es gibt auch andere gartentaugliche Sorten, wie die Rosen-Malve Malva alcea oder die Wilde Malve Malva sylvestris.

Königskerze Verbascum

Wie der Name es schon sagt: die Königskerze ist eine Königin unter den Wildpflanzen. Aufrecht und hoch schiesst ihr Stängel im Frühjahr in die Höhe, um dann im Sommer in einem Blütenreigen zu explodieren. Jede einzelne Blüte öffnet sich nur einen einzigen Tag. Doch auch verblühte Blüten werden noch von Wildbienen und Schwebfliegen besucht, die dann den Pflanzenpollen zur Bestäubung verbreiten.

Diese gelbe Blühgewalt mit ihren filzigen Blättern hat so einige auf sich spezialisierte Insekten. Die Raupen des Schmetterlings Königskerzen-Mönch Cucullia verbasci fressen die Blätter der Pflanze. Und immer wieder sehe ich mit etwas Beunruhigung, wie die Raupen der Zünslerart Parascorsia repandalis die ganze Krone der Königskerze kahlfressen und mit ihren Fäden einspinnen.

Doch wie überall im Naturgarten gilt es, hier gelassen zu bleiben und nicht vorschnell zu handeln oder zu urteilen. Oft erholen sich die Wildpflanzen schnell wieder, verfügen sie doch über ganz andere Abwehr- und Widerstandskräfte als gezüchtete Gartenblumen.

Neben Zünslern und Schmetterlingen gibt es noch Blattläuse und Rüsselkäfer, die auf Königskerzen spezialisiert sind. Ausserdem werden ihre Blüten gerne von Wildbienen, Hummeln und Fliegen besucht. An dieser Pflanze wird einem die Vielzahl der Tiere bewusst, die sich auf einheimische Wildpflanzen spezialisiert haben.

Bei uns im Garten wächst eine Königskerzenart, die ich zu meiner Schande bisher noch nicht bestimmt habe. Sie sät sich jedes Jahr von alleine aus und bildet an den verschiedensten Stellen im Garten Blattrosetten, die dann im nächsten Jahr blühen. Pflanzen oder säen Sie Königskerzen und lehnen Sie sich zurück und lassen Sie nun die Natur den Rest machen (ein bisschen freie Erde zum Versamen braucht diese zweijährige Pflanze aber schon).

Wald-Geissblatt Lonicera periclymenum

Es gibt nicht viele wilde Rankpflanzen, die sich für das verwildern im Garten eignen. Aber das Wald-Geissblatt ist meiner Meinung nach eine der schönsten davon. Das Geissblatt wird auch „Jelängerjelieber“ genannt. Denn je länger Sie an den länglichen Blüten schnuppern, desto lieber riechen Sie diesen betörenden Duft!

Dieser Duft und die röhrenförmigen Blüten sind auch der Grund für regen Besuch in der Dunkelheit. Dann kommt eine Vielzahl von Nachtfaltern, um am Geissblatt Nektar zu trinken.

Ich würde mich über mehr Rankpflanzen in unseren immer dichter besiedelten Städten freuen. Sie bieten Tieren Nahrung, Verstecke und Brutplätze und haben noch viele andere Vorteile. Doch die Angst vor möglichen Wandschäden und der urwüchsigen Kraft der Pflanzen lassen leider immer mehr Hausfassaden kahl und weiss im Raum stehen. Ein ungenutztes Potential, zu dem ich an anderer Stelle sicher mehr schreiben möchte.

Bereifte Rose Rosa glauca

Zuletzt kommt als Strauch-Ersatz für die im Beitrag „Gartenpflanzen aus Übersee“ genannte Forsythie eine Bereifte Rose. Uns wurde diese erste wilde Gartenrose zur Hochzeit geschenkt und seitdem ist mit unser Wildrosenbegeisterung kein Halten mehr. Gerade vor ein paar Tagen habe ich wieder fünf neue Arten bestellt. Mittlerweile haben wir im Garten acht Wildrosenarten und zwei gezüchtete, aber für Wildtiere geeignete Ramblerrosen gepflanzt.

Der Unterschied zwischen Wildrosen und einer Forsythie könnte für Wildtiere nicht dramatischer sein. Bei der Forsythie gibt es bis auf einige Nachtfalter keine nennenswerten Interaktionen zwischen Wildtieren und Pflanze. Bei Wildrosen kommt man dagegen auf bis zu 130 Tiere, die von diesen Sträuchern profitieren.

Dazu kommt, dass die Wildrosen von seltener Schönheit sind. Gerade die bereifte Rose mit ihren blaugrünen Blättern und lebhaft roten Kelchblättern ist eine echte Augenweide. Sie wird bis zu drei Metern hoch und blüht von Juni bis Juli.

Eine andere Eigenschaft der wilden Rosen hilft unseren Gartenvögeln. Ins dornenbewährte Königreich eines Rosenbusches kann keine Katze unbeschadet eindringen. Deswegen können Vögel sich hier ungestört ausruhen oder ihre Nester anlegen, ohne dabei in ständiger Angst leben zu müssen, zum Opfer der geschickten Jäger zu werden oder ihren kompletten Nachwuchs zu verlieren.

Die Liste an schönen und für Wildtieren nützlichen Wildpflanzen wäre beliebig erweiterbar. Ich werde sicher unter Wildes Funkeln immer wieder Portraits von Wildpflanzen veröffentlichen. Doch ist mir wichtig, dass ich selber schon Erfahrungen mit den Pflanzen sammeln konnte, bevor ich hier über sie schreibe.

Trotzdem müssen Erfahrungen, die ich gemacht habe für Sie nicht in Stein gemeisselt sein. Wenn ich es nicht hinbekomme, Bergflockenblumen zu Hause anzuziehen, muss das nichts heissen. Vielleicht gelingt Ihnen das mühelos und Sie haben dafür möglicherweise mit einer anderen Pflanze eher Mühe.

Ich will Sie gerne ermuntern, selber ihre Versuche und Erfahrungen mit wilden Pflanzen zu sammeln.