Meine Frau und ich wollten unbedingt eine Blumenwiese in unserem Garten einsäen. Es ist wirklich der in meinem Kopf abgespeicherte Traum von einer schönen Wiese voller blühender Wildblumen. Inklusive sich darin tummelnden Schmetterlingen, Wildbienen und Hummeln.
Aber wie setzt man diesen Traum um? Wir begannen im Internet zu recherchieren und die Antwort war wie immer nicht besonders eindeutig. Aber von all den verschiedenen Lösungen im Netz entschieden wir uns dafür, den Oberboden mit dem Spaten abzustechen und dann mit Sand leicht abzumagern. Eine harte Arbeit, bei der man sich schnell überlegt wie viele Quadratmeter Wiese man nun wirklich anlegen will. Ganz nach dem Motto: Könnte es nicht noch ein bisschen kleiner sein?!
Beim Saatgut habe ich Gottseidank schon die eine oder andere Erfahrung gemacht und kann mittlerweile dem Reflex widerstehen irgendwelche bunten Tütchen im Gartencenter in den Einkaufswagen zu packen, es blieb bei ein paar Säcken Sand. Das traute ich dem Gartencenter noch zu. Doch wo kam der Sand her: aus der Sahara! Ohne Witz. Kein Kommentar.
Wir wollten also beste Qualität beim Saatgut und echte einheimische Wildpflanzen und wurden bei UFA Samen fündig. Wir säten in das mit Sand abgemagerte Saatbett aus und klopften die Saat leicht an. Fertig. Leider war dann noch gar nichts fertig. Wir hatten Ende Juni eingesät und es war ziemlich trocken. Wir nahmen die Anweisung von UFA Samen ziemlich ernst auf gar keinen Fall zu giessen. Man sollte die Fläche dann mähen, wenn sich der Bestand geschlossen hätte. Aber die meiste Fläche blieb einfach frei und kahl. Nun kamen andere Pflanzen mit in Spiel, die solche freien Ruderalflächen gerne besiedeln und schon hatten wir viele Nachtkerzenkeimlinge auf der Fläche. Das war im Jahr 2017.
Nachdem in diesem Jahr die Pflanzendecke immer noch lückenhaft war beschloss meine Frau noch einmal eine Wiesenmischung auszusäen und diesmal auch bei trockener Wetterlage zu bewässern. Sie säte in die Lücken eine Wildblumenmischung von Sativa ein und da es Juli war und, da auch dieses Jahr der Sommer sehr trocken und heiss blieb, bewässerten wir die Ansaat über sechs Wochen fast jeden Tag. Im Nachhinein ist es für mich logisch, aber nun zeigten sich vermehrt die Neophyten auf der Fläche, die im Sommer schön mit dem schon bekannten Nachtkerzen-Gelb und neu mit kanadischem Berufskraut-Weiss blühte. Auch hier machten wir den Fehler, die Pflanzen in einer Grossaktion samt Wurzeln aus dem Boden zu ziehen und damit vielleicht nun gekeimte Wildblumen auch zu verletzen oder mit auszureissen … Besser hätten wir die Neophyten bevor sie blühen einfach nur abgeschnitten und von der Fläche geräumt.
Wir waren wie die Wildblumen in unserer Wiese ziemlich am Boden. Wir haben uns dann nochmal zusammengerauft (vielleicht nicht so schlau und hätten einfach noch ein Jahr Geduld haben müssen und auf die noch schlafende Saat im Boden vertrauen). Und haben die gesamte Fläche noch einmal abgeräumt und wollen es nächstes Jahr mit einer neuen Einsaat versuchen. Vielleicht hat die Natur ein Einsehen und beschert uns dann mehr Wildblumen? Diesmal wollen wir wirklich warten, bis das Saatgutbett gut abgesackt ist und säen dann Ende März oder Anfang Mai, wenn die Chance grösser ist, dass es auch noch mal regnet. Dann wollen wir von Anfang an Pflegeschnitte machen, die wohl eher die schnittgewohnten Wiesenpflanzen fördern als die Ruderalpflanzen.
Es ist vielleicht nicht so klug in einem Blog über Wildpflanzen über einen solchen Fehlschlag zu schreiben. Aber ich glaube ich kann aus im Bodensatz meiner Erfahrungsgroschen lesen, dass es bei Wildblumen nie genauso kommt wie man es plant. Und ich habe bei diesen Versuchen viel über die Pflanzen gelernt und etwas Fingerspitzengefühl bekommen. Ausserdem habe ich die Motivation es einfach weiter zu versuchen. Immer den Traum im Kopf aus einem artenarmen Grasbestand eine blumenreiche Wiese zu zaubern, die dem Herz und den Wildtieren zu Gute kommt. Zu diesem Weg gehört es, Fehler zu machen um aus diesen Fehlern Neues lernen zu können. Das fällt mir nicht leicht, gehört aber zum Leben dazu. Deswegen hier ein Artikel über das Scheitern.
Eigentlich ist es nämlich kein richtiges Scheitern. Denn die Wildblumen, die in die Wiese keimen sollten, haben überall in den anderen Beeten gekeimt. Fast 3o Kartäusernelken (eine meiner Lieblinge!) versprechen ein schönes Blühen in unserem Südfassaden-Beet. Dutzendweise haben sich Natternkopf und Färberkamille in mein Gemüse – und Kräuterbeet ausgesät. Hier und dort kam im Garten die eine oder andere heimische Seltenheit auf, wie der Aufrechte Ziest „Stachys recta subsp. grandiflora“ oder die Rapunzel-Glockenblume „Campanula rapunculus“. Die Einsaat der Blumenwiese hat das wilde Saatgutpotential unseres Gartens gesteigert und war nicht vergeudet. Ausserdem haben wir bei der Neuanlage der Wiese viele Blattrosetten stehen gelassen, die vielversprechend nach Wildblume aussehen und können nun gespannt sein auf das Blühen im nächsten Jahr. Bitte lassen Sie sich nicht abschrecken, sondern finden sie auch Spass beim Scheitern oder Dazulernen.
UPDATE wie es Weitergegangen ist mit der Wildblumenwiese:
Das Dranbleiben hat sich gelohnt … Die Wiese ist wunderschön gekommen und strahlt in allerlei Farben!