Seite wählen

Warum ich im Moment (fast) all meine Freizeit begeistert in den Umbau unseres Gartens zum Naturgarten stecke, verdanke ich ganz allein dem Zufall und den Mauereidechsen. Doch bevor sich die Verschwörungstheoretiker bestätigt fühlen, dass Echsen die Weltherrschaft übernommen haben (Phantasie muss man diesen Theorien lassen, bitte nicht googeln!), möchte ich meine Geschichte von diesen wechselwarmen Kletterkünstlern erzählen. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal diesen Garten betrat, wohnten unter der Metalltreppe zur Terrasse schon ca. zwei Mauereidechsen. So genau weiss man das bei diesen Tierchen ja nie. Ich fand sie schon damals recht „herzig“. Mir fiel nur auf, dass diesen beiden Reptilien häufig die Schwanzspitze fehlte, die sie, wenn ein Räuber sie dort gepackt hält, fallen lassen können. Ich vermutete, dass hinter den fehlenden Extremitäten die zahlreichen Katzen aus der Nachbarschaft steckten.

Ich zog ein und begann den Garten zu bewirtschaften. Befreite die Gemüsebeete vom Grasbewuchs und wuchtete einen grossen Stein, der in einer Beet-Ecke ruhte auf den Boden unserer weitläufigen Steinterrasse. Für solche Steine im eh zu kleinen Beet hatte ich kein Verständnis. Ich pflanzte und säte einige Malven, Färberkamille, Natternköpfe, Taubenskabiose und andere Wildblumen in meinen Kräutergarten.

 

Eine Notlösung mit Folgen

Etwas später half ich meinem Schwiegervater in seinem Garten und als dieser eine ganze Ladung Natursteine zusammen mit Betonschutt abtransportieren lassen wollte, konnte ich nicht anders und musste die Steine retten. Mühsam lud ich die Kalkbrocken in meinem Bus und nahm sie mit nach Hause. Ich hatte nun den Grundstock für eine Natursteinmauer. Aber wo um Himmels Willen sollte ich die Dinger so lange lagern, bis ich genug Steine und Lust hatte, die Mauer zu beginnen? Ich stellte die Kalkblöcke türmchenweise auf den Seiten unserer Terrasse ab, ausserdem zu beiden Seiten unserer Gartenwege und kippte den Rest kurzerhand auf den Wiesenhang über unseren Garten auf einen Haufen. Es war eine Zwischenlösung, nicht gerade schön, sondern eher chaotisch.

Im Juni des nächsten Jahres fiel mir dann die ungewollten Auswirkungen meines Schaffens auf. Es waren nicht mehr zwei oder drei Zauneidechsen bei uns im Garten. Nein, zeitweilig hatte ich das Gefühl es müssten sich über zehn Echsen in unserem Garten herumtreiben. Sobald man den Garten betrat, konnte man ein Gerenne beobachten zwischen all meinen provisorischen Steintürmchen hin und her und unter dem grossen Felsbrocken auf der Terrasse hervor.

Man konnte sehen wie sie aus dem Schutz einer Steinnische heraus ein Insekt fingen und dann wieder in ihrem Unterschlupf verschwanden. Sie sonnten genussvoll auf dem grossen Steinhaufen in der Wiese. Zudem hatten die Wildblumen deutlich mehr Insekten angelockt, als die vorherigen sterilen Gartenblumen und das Gras und so standen mehr Falter und Fliegen auf dem Speiseplan, die in unseren Garten kamen um sich an Nektar und Pollen zu laben.

Ohne es zu wollen und zu wissen hatte ich ideale Echsenbedingungen geschaffen. Deswegen nenne ich sie mittlerweile liebevoll meine „Auftraggeber“. Denn dieses unverhoffte Erfolgserlebnis treibt mich an noch mehr echsenfreundliche Mauerspalten und Verstecke zu schaffen. Noch mehr lebensbringende Wildpflanzen im Garten anzusiedeln oder auch über die Förderung anderer Wildtiere im Garten nachzudenken. Denn eines habe ich diesen Sommer erfahren: ein Garten in dem es vor wilden Tieren wuselt macht einfach glücklich (ausser wohl bei Ratten).